Vor einigen Jahren, als ich meinen Lebensunterhalt noch mit einem „anständigen“ Job verdiente, stellte ich meine Arbeitskraft einer großen Warenhauskette zur Verfügung. Die Bezahlung war überdurchschnittlich gut und auch die sonstigen Annehmlichkeiten eines großen Unternehmens ließen sich nicht von der Hand weisen. Optimale Bedingungen für einen jungen Menschen, der noch viel in seinem Leben vor hat und eine finanzielle Basis benötigt.
Nun verfügte die Abteilung, in der ich tätig war, nicht immer über einen Abteilungsleiter. Und somit musste ich, als Vertretung, des Öfteren an Besprechungen der Chefetage teilnehmen. Und da saßen sie dann, die so genannten Führungskräfte des Unternehmens. Abteilungsleiter und Geschäftsführung in geselliger Eintracht, Häppchen verschlingend und Kaffee schlürfend. Die ein oder andere zotige Anekdote aus dem Verkaufsraum wurde ausgetauscht und über die Mitarbeiter hergezogen. Von Führungspersönlichkeiten war dort nichts zu erkennen. Ganz im Gegenteil. Alle waren nur auf ihren Vorteil bedacht, immer die eigene Person ins optimale Licht gerückt.
Die Besprechungen wurden selbstverständlich so gelegt, dass die so wichtigen Pausen für die Führungsriege nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Und so kam es schon einmal vor, dass der „stressige“ Alltag eines Abteilungsleiters folgenden Ablauf hatte:
9.30 Uhr Arbeitsbeginn
10-10.45 Uhr Frühstück
11-13 Uhr Besprechung
13-14 Uhr Mittagessen
14-15.30 Uhr angestrengtes Arbeiten
15.30-16.00 Uhr Kaffeetrinken
16-18.30 Uhr angestrengtes Arbeiten
...vielleicht werde ich in meinem nächsten Leben auch Abteilungsleiter.